MagicLetters: R wie Ruhe

Wir sind nun also bei Paleicas MagicLetters Projekt bei dem Buchstaben R angekommen. R wie Ruhe hat sich Paleica für uns überlegt.

Neben zwei Bildern will ich auch ein wenig etwas über Ruhe schreiben. Oder eher über das Gegenteil davon. Denn Ruhe ist schwer zu finden.


Ein normaler Tag startet mit Wecker klingeln und dem Rauschen der Klospülung. Das Kind aus der Wohnung darüber heult wie fast jeden morgen. Vater schimpft. Mir egal. Wumms - die Haustür ist hinter mir ins Schloss gefallen. Heulendes Kind und schimpfender Vater habe ich hinter mir gelassen. Denn jetzt stehe ich auf der lärmenden Straße, Baustellenlärm, Autos, ein Krankenwagen rauscht mit heulender Sirene vorüber. Ich versuche das alles auszublenden, das Geräusch des Presslufthammers und die rasenden und hupenden Autos. Doch wie soll man seine Ohren vor Großstadtlärm verschließen? Angekommen in der Straßenbahn, habe ich mein Buch aufgeschlagen und wünsche mir nichts sehnlicher als nur dem Rascheln der Seiten zu lauschen, wenn ich umblättere. Doch wie? Die Straßenbahn quietscht in jeder Kurve. Ein Kind quengelt, eine Mutter schimpft. Die Frau vor mir hat die Tastentöne ihres Handys an und tippt ununterbrochen darauf herum. Der Schuljunge in der Sitzreihe hinter mir hört laute Chartmusik über seine Kopfhörer. Trotzdem höre ich den Beat, jede Note und jeden Takt. Die Stimme der Straßenbahn, sagt die nächste Haltestelle an - ganz international auf deutsch und auf englisch. Mit einem Krachen gehen die Türen auf und mit einen nervtötenden Pfeifen schließen sie. Angekommen im Büro, hört man den Server im Serverraum brummen - trotz geschlossener Türe. Mit aufheulendem Motor fährt der Linienbus unter meinem Fenster vorbei. Das tut er jede halbe Stunde, ob das Fenster offen oder geschlossen ist - ob es regnet oder die Sonne scheint. Telefonklingeln rechts und links, Tippgeräusche einer Tastatur, der Drucker spuckt unzählige Blätter aus. Der Kollege bewegt sich, mit einem nervtötenden FLIP-FLOP seiner Flipflop-Schuhe. Am Ende des Arbeitstages hat es angefangen zu Regnen und ich lausche den einzelnen Tropfen wie sie auf der Erde aufschlagen und zerplatzen. Sitze wieder in der Straßenbahn, versuche auszublenden, dass sich zwei Fahrgäste viel zu laut unterhalten und will nur eins: RUHE. Zuhause angekommen, lege ich mich ins Bett, verschließe Türen und Fenster, sogar den Vorhang ziehe ich vor um die Geräusche der Welt auszuschließen. Doch es ist niemals Ruhe. Denn in meinem Kopf rauschen die Gedanken unaufhörlich weiter.


Verrückt, ich versuche Ruhe zu thematisieren und kann nur eins - über Geräusche schreiben. Aber es liegt vielleicht daran, dass es schwer ist, in einer lauten Welt mit lauten Gedanken im Kopf, Ruhe zu finden. Lautlose Stille. Und doch habe ich Orte gefunden, die einer lautlosen Stille zumindest ein wenig nahe kommen. Denn in den Bergen beim Wandern, kann man die Alltagsgeräusche, den Lärm der Großstadt, hinter sich lassen und ein klein wenig Ruhe finden. Denn dort sind nur noch leise Geräusche der Natur zu hören und selbst meine Gedanken werden in den Bergen ein klein wenig stiller.

Diese beiden Bilder sind am letzten Wochenende entstanden, als der Kerl und ich einen kleinen Tagesausflug zu Kochelsee und Walchensee unternommen haben. Mit der Herzogstandbahn ging es in die luftige Höhe und wir haben sogar den Gipfel bestiegen. Eine Auszeit vom Alltag tut gut, um wieder die eigene Mitte zu finden und zur Ruhe zu kommen. Es war traumhaft schön, dass man vom Gipfel aus beide Seen sehen konnte, wie sie friedlich und still im Tal liegen.

Wart ihr schon mal an Kochel- oder Walchensee? 
Wo ist euer Ort der Ruhe? Wo könnt ihr die Geräusche des Alltags am besten hinter euch lassen?


12 Kommentare:

  1. Hallo Frau Heldin, bei all dem Lärm um Dich rum würde ich es nicht lange aushalten. Aber ich habe es gelernt, meine Umgebung bewusst auszublenden. Wenn alles nix hilft, lege ich mir Musik aufs Ohr oder flüchte dahin wo Ruhe ist.
    Es ließ sich schön lesen und Dein Schrei nach Ruhe ist nicht zu überhören ;-)
    LG Jan

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die meiste Zeit blende ich auch viele dieser Geräusche aus. Also zum Beispiel in der Straßenbahn höre ich die meiste Zeit gar nicht mehr hin, lese oder höre auch Musik. Da hast du vollkommen Recht, das hilft sehr gut!
      <3

      Löschen
  2. wundervolle bilder, bei denen ich mir gut vorstellen kann, ein wenig ruhe zu finden. ich weiß auch wie es dir geht - wenn man über ein phänomen schreiben will, schreibt man oft über das gegenteil davon, weil es oft leichter zu defnieren ist, was etwas nicht ist, als was etwas ist - besonders, wenn es emotionale komponenten hat.

    deine bilder finde ich ganz großartig (sagte ich schon ;) ) und ruhe in der natur und in den bergen zu finden kenne ich sehr gut! Ruhe ist meist dort, wo wenig menschen sind ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vollkommen richtig. <3
      Natur, Berge, Seen - das ist wirklich das allerbeste um die Ruhe zu finden <3

      Löschen
  3. Toller Beitrag. Und was wenn nicht Ruhe verbindet man mit diesen Bildern!!

    Am Walchensee war ich schon, leider viel zu kurz! Aber Du schaffst es mit Deinem Beitrag mir die Lust auf Berge wieder zu geben. Nicht das ich sie verloren hatte, aber es wird mal wieder Zeit! Und sooo weit ist ja nicht, wir haben doch beide das Glück so weit südlich zu wohnen ;-)

    Wär auch mal ne Idee für nen Photowalk 2.0, ein Wochenende in den Bergen ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Also das mit Photowalk 2.0 sollten wir auf jeden Fall mal im Kopf behalten.
      Es ist wirklich ein großes Glück, dass wir hier so nah an den Bergen sind. <3

      Das verrückteste fand ich, weil man ja von der Spitze aus den Walchensee und den Kochelsee sieht und obwohl sie nebeneinander sind, die Färbung einfach so unterschiedlich ist. SO TOLL :)

      Löschen
  4. Oh ja - die bayrischen Berge!
    Kochel- und Walchensee - da waren wir letztes Jahr auch im September. Und beim Spaziergang um den Walchensee herrschte diese eigenartige Spätsommer-Stimmung, wo man fast das Gefühl hat, dass die Natur noch mal kurz den Atem anhält, noch einen Moment im Sommer verweilen will, bevor es Herbst wird.
    Berge sind auch für mich die großen Ruhe-Bringer - man ist dort oben einfach sooo weit weg und alles erscheint so klein und übersichtlich.
    Du hast diese Stimmung wunderbar eingefangen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich kann dir einfach nur so sehr zustimmen.
      Der Satz über die Natur ist wirklich wunderschön. Ich bin froh dass die Natur manchmal einen Moment den Atem anhält :) <3

      Löschen
  5. zwei tolle bilder! sieht total schön aus :)
    und ich kann fernwehheilen nur zustimmen mit den bergen!

    AntwortenLöschen
  6. Tolle Bilder! Höchste Zeit endlich mal wieder in die Berge zu fahren! :-)

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über eure Kommentare, Gedanken, Grübeleien, Anstöße, Irrungen und Wirrungen sowie über Lob und konstruktive Kritik. Von Herzen DANKE fürs Lesen und die Zeit die ihr euch für ein paar Worte an mich nehmt.

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt.

Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung sowie in der Datenschutzerklärung von Google.