Distanz. 7 Buchstaben. Ein Wort. Nicht einmal ein besonders langes Wort.
Doch die Bedeutung die es vermittelt, ist weitaus größer als diese sieben Buchstaben.
Neulich in den Raum geworfen und eine ziemlich
interessante und lange Diskussion über Distanz geführt und dabei sehr
viele Anstöße (kleine wie große) entdeckt, die mich dazu bewegten, noch ein
wenig länger darüber nachzudenken und meine Gedanken zu sammeln.
Bei der Distanz muss man einen Weg finden, das
richtige Maß zwischen Distanz und Nähe zu bewahren. Den angemessenen Abstand
eben. Aber keiner sagt uns, was angemessen ist und wo wir über das Ziel
hinausgehen. Wo fängt es an, dass wir plötzlich jemandem zu nahe sind? Warum
fällt es so schwer Distanz zu halten und warum tun wir uns oft auf der anderen
Seite so schwer, eine gewisse Nähe zuzulassen.
Ich bin dann über folgendes Zitat gestoßen:
„Die Freundschaft ist eine
Kunst der Distanz, so wie die Liebe eine Kunst der Nähe ist.“
Sigmund Graff
Wenn ich also jemanden kennenlerne, lege ich
unweigerlich ein gewisses Maß an Distanz für mich fest. Einen Rahmen, in dem
ich eine Freundschaft oder eine Beziehung wachsen lassen werde. Ein Rahmen, der
mir zusagt, der mir gefällt und in dem ich mich wohl fühle. Der beschreibt, wie
viel Freiheiten ich der anderen Person mir gegenüber zugestehen kann. Einen
Rahmen, der gleichzeitig aber auch meine Grenze beschreibt, die ich mir
festgelegt habe. Was in den nächsten Wochen des Kennenlernens folgt, ist das
Ausloten dieser Distanz. Mein zunächst festgelegtes Maß bildet so gesehen eine
Verhandlungsbasis, der ich aber nur gestatte sich in geringem Maße zu ändern.
Denn beim Kennenlernen war mir doch ohnehin bereits klar, wie viel Distanz ich
schlussendlich zwischen uns haben will.
Das Problem ist dann nur leider, wenn die Person
dir gegenüber sich ein anderes Maß an Distanz ausgesucht hat, denn wenn man
sich einmal zu nah war, wird man nie wieder die angemessene Distanz finden.
Es gab da mal eine Zeit, in der ich nicht wahr
haben wollte, dass man von Beziehung nicht einfach auf Freundschaft schalten
kann. Oder fiel es mir einfach nur zu schwer dich ganz gehen zu lassen?
Klammerte ich mich an diese Hoffnung, dich in meiner Nähe behalten zu können – irgendwie?
Weil ich mir einbildete dich irgendwie zu haben ist besser, als dich gar
nicht mehr in meinem Leben zu wissen?
Doch mit jedem Mal, mit dem wir uns wieder sahen,
wurde es mir klarer, dass wir beide nicht dazu bereit sind, einfach so
umzuschalten. Jedes Mal war es eine enge Gradwanderung. Wir gingen bis an die
Grenzen und fast darüber hinaus. Und irgendwann sah ich ein, dass es so nicht
weiter gehen kann, denn wir bewegten uns in einer viel zu nahen Distanz
zueinander – und wir litten zuweilen beide Höllenqualen dabei.
Es hat ein wenig gedauert
bis es mir klar wurde, aber wir konnten uns nicht in eine Freundschaft retten,
weil uns die nötige Distanz fehlte, weil wir nicht fähig waren (und es
vielleicht eigentlich auch gar nicht wollten) diese Distanz wieder weit genug
auszubauen.
Hallo
AntwortenLöschenmal wieder sehr interessante Gedankenansätze. ich mag, dass du in deine Posts immer passende Zitate einbringst, die lockern schön auf und bringen einen meistens sehr zum nachdenken. deinen Gedanken mit der Grenze, die man schon beim Kennenlernen setzt, finde ich sehr interessant. So hatte ich das bisher nie gesehen, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke ist es tatsächlich meistens so, dass man schon relativ schnell für sich festlegen kann, wie viel man einer Person anvertrauen will und wie nahe man jemanden an sich heranlassen will. Außerdem stimmt es, wie du schreibst, dass man nie weniger Distanz haben kann, als man mal hatte. Zu mindestens nicht, wenn einer oder beide es nicht wollen. ich habe aber schon erlebt, dass ich mich mit einer Person so auseinander gelebt habe, dass ich am Ende das Gefühl hatte, wir würden uns kaum noch kennen. Da ist dann irgendwie eine ganz neue Distanz entstanden. Allerdings finde ich eine gewisse Distanz auch sehr praktisch und ich habe mir vorgenommen, sie nie ganz aufzugeben. Denn für mich ist eine gewisse Distanz auch ein Stück Selbstständigkeit und Freiheit, dass ich nicht komplett aufgeben möchte.
Liebe Grüße
Julie
Wahre Worte, Liebes! :)
AntwortenLöschenIch bewundere deine Gedankengänge und vor allem, wie du es ausdrücken kannst. Ich denke ganz dolle an dich.
Distanz ist wichtig für jede Person, es ist sehr wichtig, wenn man eine Distanz wahrt. Klar, es sollte auch Menschen geben, die man näher an sich heran lässt, aber je mehr man das tut, desto verletzlicher ist man auch. :(
Ich bin froh, dich zu kennen! <3