Der Placebo-Effekt

Kein Tag vergeht, an dem ich nicht Musik höre. Schon von klein auf ist Musik einer der wichtigsten Faktoren in meinem Leben. Ich brauche sie wie die Luft zum atmen, denn ohne kann ich nicht existieren. An diesem wichtigen Faktor in meinem Leben hängen nun also so viele andere Situationen fest, denn mein Kopf kann nicht aufhören, wunderbare Dinge wie Musik mit anderen wunderbaren Dingen zu verknüpfen und zu assoziieren.


Ich sitze im Auto. Alleine. Es ist mitten in der Nacht und es regnet. Wie gute der Regen mal wieder auf einzigartige Weise meine Stimmung widerspiegelt. Ich höre Musik - wie immer viel zu laut beim Autofahren - in der Hoffnung, dass die Musik die Gedanken in meinem Kopf überdröhnt. Shuffle beschert mir Placebo - Black Eyed. Ich liebe den Song. Deshalb kann ich nicht weiter schalten. Ich habe ihn früher schon so sehr geliebt. Unweigerlich überschallt die Musik nicht meine Gedanken, sondern wie automatisch denke ich an die Situation, die mein Kopf mit diesem Lied assoziiert. Damals. Das Wort 'damals' klingt, als wäre es schon 100 Jahre her - dabei ist es so als wenn es gestern gewesen wäre. Damals also - bei dir. Leckere Pizza (selbstgemacht). Nach dem Essen auf dem Sofa sitzend, blieben wir beim durchzappen bei einem Konzert hängen. Placebo. Mein Kopf an deiner Schulter und schon bei den ersten Takten, ist mir klar, welches Lied nun kommt. Mein Kommentar dazu: 'Ich mag das Lied echt gerne, aber es ist fast ein wenig selbstmordgefährdend'. Du nickst und lächelst - und das ist so wundervoll. Weil wir gemeinsam auf deinem Sofa sitzen, ein Konzert ansehen von einer Band, von der ich nicht dachte, dass du sie magst. Weil wir hier sitzen und ich nicht gehen muss, obwohl deine Freunde gleich kommen. Wir diskutieren darüber, ob der Sänger tatsächlich Gitarre spielt oder er die Gitarre nur zum Schein umhängen hat und nur so tut als würde er spielen. Der Moment ist perfekt, die Musik, das eigentlich sinnlose Gespräch über Musik.
Jetzt sitz ich also im Auto - alleine - und fahr bei Regen durch die Nacht. Und bei den ersten Takten von 'Black Eyed' weiß ich gleich, dass ich es nicht weiter schalten kann, weil ich das Lied schon vorher geliebt habe - bevor mein Kopf diese Assoziation in meinem Gehirn erzeugt hat. Jetzt höre ich das Lied und wie der Regen der auf die Windschutzscheibe prasselt, möchten 1000 Tränen sich ihren Weg aus meinen Augen bahnen. Die ersten Takte erklingen und es verpasst mir einen Stich ins Herz. Ich fühle mich leicht selbstmordgefährdet, weil ich mich hier in meinem Auto befinde. Alleine. Und eben nicht mein Kopf an deiner Schulter lehnt. 
Ich werde dieses Lied nie wieder anhören, ohne die Assoziationen in meinem Kopf. Ich brauche Musik wie die Luft zum atmen - und du hast mir diese Luft genommen. 

Der Placebo-Effekt also, der mir scheinbar gute Gedanken beschert, die nicht mehr existent sind.




3 Kommentare:

  1. Ich finde das so mit freier rechten Seite ganz nett, was meinst du? Ist mal was anderes!

    AntwortenLöschen
  2. Musik ist dein Leben? Dann wird dir mein Gewinnspiel sicherlich gefallen. Ohne Witz, schau mal vorbei! :)

    AntwortenLöschen
  3. Schön geschrieben. Ich habe dich übrigens "getaggt". Vielleicht hast du ja Lust, mitzumachen. :)

    Simone

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über eure Kommentare, Gedanken, Grübeleien, Anstöße, Irrungen und Wirrungen sowie über Lob und konstruktive Kritik. Von Herzen DANKE fürs Lesen und die Zeit die ihr euch für ein paar Worte an mich nehmt.

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt.

Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung sowie in der Datenschutzerklärung von Google.