Projekt Haus und die 1000 Entscheidungen! - Teil 1

Heute möchte ich einen kleinen Exkurs wagen und in einer neuen Beitrags-Serie über unsere derzeitige Tätigkeit als Bauherren erzählen. Daneben sind wir gerade auch Architekt, Elektriker, Maurer, Antiquitätenhändler, Vorschlaghammer-Schwinger, Entsorger, Abbruch-Arbeiter, Projektplaner und Entscheider ergänzend zu unserer normalen Tätigkeiten als Grafiker & Ingenieurin.
Der Großteil dieser enormen Aufgaben ist uns einfach so zugeflogen und was wohl das allerwichtigste ist - es sind eine Unmenge an Entscheidungen die wir während der Bau- bzw. Renovierungsphase treffen mussten (und immer noch treffen). Ein paar dieser Entscheidungen möchte ich in der Reihe "Projekt Haus und die 1000 Entscheidungen" zusammenfassend darstellen. Vielleicht hilft es euch bei einem eigenen Projekt oder ihr habt das schon hinter euch und könnt noch einmal in Erinnerung schwelgen und eure Erfahrungen mit mir teilen. Im Teil 1 geht es um die erste Entscheidung:

Neu oder Alt?
Das ist wohl die wichtigste Entscheidung, bevor ein solches Projekt beginnt. Aus familiären Gründen hat es sich bei uns ergeben, dass ein altes Haus ins Spiel kam. Zuvor haben wir aber schon sehr oft über einen Neubau nachgedacht, denn uns war klar, dass wir nicht für immer in Miete bleiben werden. Ob Neubau oder Altbestand - beides hat Vor- und Nachteile und natürlich muss man immer den Einzelfall betrachten! Einiges an Überlegungen und Erfahrungen möchte ich hier mit euch teilen. Eine Pauschal-Antwort ob das eine oder das andere besser oder schlechter ist, gibt es in meinen Augen nicht.
Was spricht für den Neubau? - Ganz klar, es ist neu und kann individuell gestaltet werden. Nicht zu verachten sind jedoch die derzeitigen Preise, die zumindest bei uns in der Region schon vor einiger Zeit ziemlich angezogen haben. Die Preise werden immer höher, die Grundstücksgrößen im Gegenzug kleiner. Baut man mit einem Bauträger, bekommt man oft schon einiges an Gestaltung und der Art des Hauses vorgegeben. Baut man selbst, ist man freier, muss sich jedoch auch selbst um sehr viel mehr kümmern. Man sollte auf jeden Fall nicht vergessen, dass es einen Bebauungsplan gibt und in der Regel nicht alles was man sich vorstellt möglich ist. Man hat aber (hoffentlich) einen kompetenten Architekten, von dem man in der Planungs- und Bauphase unterstützt wird. Ob mit oder ohne Bauträger - am Ende wird man ein schickes, neues Haus haben, das auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist und die nächsten Jahre keine Renovierungsarbeiten benötigen wird.

Was spricht für den Altbestand? - Er kann billiger sein. Hier darf man sich aber vom Schein nicht trügen lassen. Enorm wichtig ist es, sich die Bausubstanz zu begutachten. Gibt es Stellen mit Schimmel? Welches Mauerwerk wurde verwendet? Aus welchem Jahr stammt das Haus? Letzteres kann Hinweise auf Baumaterialien liefern, die heute so nicht mehr verwendet werden und deren Entsorgung nicht ganz günstig ist.
Außerdem sollte man sich überlegen, welche Renovierungen man durchführen kann, will und muss. Wichtige Themen die hierbei auftauchen: Heizung, Dämmung, Fenster, Elektrik, Dach. Hier empfiehlt es sich, die Fachfirmen des Vertrauens anzufragen. Bei uns war neben den Fachfirmen auch ein Energieberater im Haus, der uns ehrlich dabei unterstützt hat, welche Maßnahmen empfehlenswert sind und auf welche man verzichten kann. Man muss sich natürlich fragen, welches Budget für Renovierung / Sanierung zur Verfügung steht, welche Arbeiten man vor dem Einzug durchführen möchte und was man ggf. auf später verschieben kann. Werden Arbeiten auf später verschoben, muss man sich damit anfreunden, dass man ggf. zeitweise in einer Baustelle lebt. Was ich außerdem auch von anderen renovierenden Menschen gehört haben, die sich im Vorfeld nicht die Zeit genommen haben, das Haus umfassend den Bedürfnissen anzupassen - Vieles bleibt letztlich doch auf der Strecke, weil man sich mit einigen Dingen sehr schnell anfreundet oder abfindet.

Zu guter Letzt empfiehlt es sich, den Grundriss zu betrachten. Als wir das Haus das erste Mal betraten, waren wir sehr skeptisch - Die Räume waren klein, die Möbel dunkel und wuchtig, Wände und Decke tapeziert, die Vorhänge schwer - es drückte gefühlt von allen Seiten! Das bestehende Raumkonzept und die Einrichtung schränkten die Vorstellungskraft ein. Mir fiel es schwer, Räume gedanklich neu / anders zu gestalten.
Am Ende hat uns der Blick auf den Grundriss darin bestärkt, dieses Projekt zu starten. Einige Abende brütete der Kerl über dem Grundriss und entwickelte letztlich unsere zukünftige Wohnfläche. Im Innenausbau kann man wirklich viel verändern und es wird doch einen gewisser alter Charme (in unserem Fall zB zwei Rundbögen im Gang) des Hauses beibehalten. Wichtig ist natürlich, dass man sich im Fall von tragenden Wänden auf jeden Fall fachliche Unterstützung holen sollte.
Mein Tipp - nicht entmutigen lassen, vieles ist möglich - Wenn dir jemand, der nicht wirklich vom Fach ist, sagt, dass etwas nicht geht, hol dir eine qualifizierte und fachliche Meinung ein. Auf unsere Liste waren einige Wünsche, von denen manche behaupteten, dass es nicht möglich ist. Viele dieser Punkte werden nun genauso umgesetzt wie von uns geplant.
Ein weiterer Vorteil, der sich ergeben kann - zum einen hat der Verkauf der alten Möbel ein wenig Geld in unsere Baukasse gespült, zum anderen haben wir einige Schmückstücke behalten, die beim Einrichten dann mit neuen und modernen Elementen kombiniert werden. Außerdem ist unser Keller ein Fundus an Gerätschaften, deren Anschaffung wir uns nun sparen (z.B. Schaufeln, Besen, Sägen, Kärcher, Rasenmäher...). Alles in allem ist aber nicht zu verachten, dass es viel Zeit und Kraft in Anspruch nimmt, einen Altbestand leer zu räumen.

Ich bin kein Bauprofi, aber man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben. Ich hoffe meine Anregungen und Erfahrungen helfen euch dabei, falls ihr mal vor eine wichtige Entscheidung in Sachen Eigenheim steht.

Denkt ihr über ein Eigenheim nach? Oder habt ihr euch womöglich diesem Projekt bereits gestellt? Wie sind eure Erfahrungen mit Altbestand und Neubau? Lasst es mich wissen, ich freue mich sehr über den Austausch mit euch :)

Da man sich so einer Aufgabe voraussichtlich nur einmal im Leben stellt, möchte ich gerne den Projektfortschritt ein wenig dokumentieren und meine Erfahrungen weitergeben. Im nächsten Beitrag werde ich euch ein bisschen was von unseren weiteren Überlegungen erzählen, die sich ergaben, als das Haus leer geräumt war. Außerdem werde ich berichten, wie es uns mit der Tätigkeit als Vorschlaghammer-Schwinger ergangen ist :)

17 Kommentare:

  1. Wow, es geht vorwärts. Spannende Erfahrungen, die du hier sammelst. Gerade weil ihr den anderen Ansatz gewählt hast. Wir haben vor zwei Jahren ja neu gebaut. Dabei habe ich auch selbst Schlitze geschlagen usw. Wenn es dich interessiert und du es damals nicht gelesen hast, ich habe unsere Bauerfahrungen hier festgehalten. Bei Fragen, gerne... :)

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    1. Cool, vielen lieben Dank - da klicke ich mich auf jeden Fall mal durch :)

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  2. Oh wow, ich bewundere Euch für jeden Tag den ihr durchhaltet... Ich bewundere Euch für jeden Schritt den ihr erledigt... Ich wäre maßlos überfordert und wäre sowas von viel zu faul für so ein Projekt. Da fehlt es mir an Disziplin (und Geld) ;-) Ich finds klasse und ich wünsch Euch unendlich gute Nerven! Bin gespannt wie es weitergeht ;-)

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    1. Manchmal bin ich erstaunt darüber, dass wir trotz der gefühlsmäßigen Überforderung teilweise, dann doch irgendwie alles gebacken bekommen. Glücklicherweise haben wir aber auch Unterstützung von der Familie und recht guten Draht zu den Handwerkern.
      Danke für deine Worte <3

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  3. Was für eine tolle Idee so eine Reihe zu starten. Ich bewundere euch, wie ihr euch mit all den Themen so sehr auseinandersetzt und immer mehr Wissen aneignet. Ich kann es kaum erwarten, dass wir es sehen und auch nicht, bis es fertig ist. So cool. <3 ich freu mich auf diese serie hier am Blog. ♥️

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    1. Vielen lieben Dank <3
      Ich freu mich, dass ihr es nun auch noch in der Bauphase in Echt zu Gesicht bekommt <3

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  4. oh meine liebe heldin, was für eine wunderbare idee, diese serie zu starten! der perfekte anknüpfungspunkt zwischen blog und aktuell großem privatleben-thema :) ich bin ehrlich auch beeindruckt, wie ihr euch da mit der zeit das wissen angeeignet habt und soooviel selbst gemacht habt. das finde ich einfach toll. wie ihr das haus verändern werdet... aus quasi etwas wie einem zeitdokument der 70er jahre euer zuhause macht... das ist so schön und ich freu mich schon drauf, es mal in natura zu sehen <3

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    1. Herzlichen Dank meine Liebe <3 Ja ich bin jetzt mit dieser Verknüpfung auch ganz zufrieden. :)
      Ich freue mich natürlich auch schon sehr, wenn wir euch hier dann mal begrüßen dürfen <3 Juhu!

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  5. Hey,

    ich finde deine neue Beitragsreihe super! Ich finde das megaspannend! Auch weil ihr euch der Herausforderung stellt. Respekt!

    Wir hatten vor 10 Jahren das gleiche Problem. Altbau oder Neubau? Wir wurden dann praktisch auf einen Neubau gestoßen und das war auch gut so. ;) Trotzdem haben wir in den letzten Jahren die Räume nochmal renoviert. Weil man dann am Ende doch nur noch in das Haus wollte und alles irgendwie einfach fertig gemacht hat. :D

    Irgendwie haben die alten Bilder eures Hauses einen gemütlichen Flair. Ich bin unheimlich gespannt, wie es am Ende aussehen wird.

    Der Jägerzaun um euren Garten ist so toll. Lasst ihr den stehen?

    Hab ein tolles Wochenende.

    Ganz lieben Gruß
    Steffi

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    1. Hey meine Liebe :)

      Na ich denke an einem Haus gibt es tatsächlich einfach immer was zu tun - ich finde ja zum Beispiel auch super schön was ihr aus eurer Terrasse gemacht habt kürzlich *__*

      Bin auch sehr auf den ALT / NEU Vergleich gespannt :)

      Der Jägerzaun wird vorerst bleiben, er wird aber voraussichtlich der Neugestaltung des Gartens zum Opfer fallen. Das Holz ist auch leider schon sehr alt.

      Alles Liebe<3

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  6. Richtig toll, dass du darüber schreibst. Bei uns steht auch diese Überlegung im Raum und wir haben uns noch immer nicht entschieden. Bitte dokumentiere weiter und halte uns hier auf dem Blog auf dem Laufenden. Ich finde das super spannend und bin auch sehr neugierig, wie es hinterher aussehen wird.
    Sei lieb gedrückt.
    Finde

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    1. Lieber Findefuchs :) :)

      Danke fürs Lesen <3 Es ist eine wirklich wichtige und schwere Entscheidung, die definitiv wohl überlegt sein will! Also nur nix übereilen :*

      Ich drück dich zurück!

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  7. Ich möchte mich gerne den anderen Kommentaren hier anschließen: auch ich finde diese neue Beitragsserie richtig spannend und sehr interessant!
    Natürlich steht man mit so einem Häuschen vor vielen Herausforserungen, aber ihr nehmt sicher auch maßenweise Erfahrungen mit, die euch noch nützlich sein werden.

    Bei mir steht ein Eigenheim noch in weiter Ferne, aber ich würde prinzipiell auch eher zu einem schon stehenden Haus tendiern. Sofern die Bausubstanz schadfrei ist, stelle ich mir eine Grundrenovierung zwar nicht unbedingt leichter vor als einen Neubau, aber man kann sich vielleicht besser vorstellen, wie alles einmal ausschauen wird. Zumindest den Außenbreich, der auf Grund des hoffentlich existenten Gartens auch mein größtester Interessenspunkt ist :D
    Aber natürlich muss man immer schauen, wie es kommt. Manchmal ergeben sich ja Sachen auch einfach günstig, dann muss man zugreifen!

    Euch jedenfalls weiterhin viel Erfolg und auch viel Spaß bei der Gestaltung eures Eigenheims. Ich bin scho sehr auf die Vorschlaghammer-Geschichte gespannt!

    Liebste Grüße ♥
    Mel

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    1. Vielen lieben Dank, da bin ich wirklich sehr froh über die positive Resonanz :)

      Das mit dem besser vorstellen stimmt auf jeden Fall. Das hat mir auch oft echt mehr geholfen - ich glaube ich hätte sonst bei der Planung echt Probleme gehabt. :)

      Ja wir haben eine Terrasse und einen wirklich schönen grünen Garten, das ist schon wunderbar da wir jetzt sogar schon nutzen, dass wir sonnige Tage dort verbringen können :) Allerdings soll auch der Garten (voraussichtlich) im nächsten Jahr neu gestaltet werden.

      Dankeschön für deine lieben Worte<3

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  8. Ich finde diese Serie eine richtig tolle Idee und lese gespannt mit - ohne, dass in irgendeiner Weise ein Hausbau oder eine -renovierung anstünden. Aber einfach deswegen, weil ich es sehr interessant finde! :o)

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    1. Ich danke dir so für deine vielen lieben Kommentare :) Schön, dass dir diese Serie auch gefällt. Mir macht es gerade richtig viel Spaß diese ganzen Informationen etc aufzubereiten :)

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Ich freue mich über eure Kommentare, Gedanken, Grübeleien, Anstöße, Irrungen und Wirrungen sowie über Lob und konstruktive Kritik. Von Herzen DANKE fürs Lesen und die Zeit die ihr euch für ein paar Worte an mich nehmt.

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