Wieviel ist eigentlich "genug"?

Ist euch schon mal aufgefallen, dass 'genug' keinen festen Wert hat? Genug definiert sich individuell und auf so unendlich verschiedene Weisen.


Neulich habe ich mich sehr viel damit beschäftigt, wieviel 'genug' ist oder sein könnte.

Und in einem Bad aus Selbstzweifel und Erwartung, war mir nicht mehr bewusst, wieviel 'genug' für mich selbst bedeutet. Ich war ständig damit beschäftigt, mich zu fragen, ob das was ich leiste wirklich reicht. Ist es jemals genug was man für andere tut? Und wieviel muss man tun, damit man sich selbst genügt?
Denn könnte man nicht stets immer noch ein klitzekleines bisschen mehr tun? Noch einen drauf setzen?
Um dann irgendwann die Grenze zu erreichen? Gibt es eine Grenze? Und wenn ja, gehen wir jemals darüber hinaus? Oder ist es wie in der Mathematik mit einer Kurve, die sich einer Achse annähert, sie aber nie erreicht und ihr dennoch unendlich nahe kommt?

Doch irgendwann muss das Maß doch auch mal voll sein, oder?
Ich war getrieben von dem Wunsch, mehr als nur genug zu geben. Um mit mehr als nur genug, andere glücklich zu machen, zufrieden zu stellen und ihren Erwartungen gerecht zu werden.
Ja und schließlich war mein ganz persönliches Maß an mehr als nur genug soweit gesättigt, dass ich den Blick für das Wesentliche verlor. Gefangen in dieser Zwickmühle, mehr geben zu wollen und dieses 'genug' zu erreichen, erreichte ich einen Punkt, an dem ich plötzlich gar nichts mehr geben konnte.
Und unweigerlich wurde mir klar, dass es gar nicht mehr darum geht, die Erwartungen von anderen zu erfüllen, sondern dass die Tatsache, meinen eigenen Erwartungen nicht zu genügen, die Oberhand gewonnen hat. Das Maß war voll und plötzlich war rein gar nichts mehr genug. Ich ertrank im Rausch des Perfektionismus, nicht mehr nur genug, sondern alles und nur das Beste geben zu wollen, bis ich irgendwann resignieren musste, zusammenbrach unter der Last meiner eigenen viel zu hohen Erwartung, der ich schon lange nicht mehr genügen konnte. Um mich rankte sich die Angst, schloss mich ganz und gar in sich ein, dass ich vielleicht niemals genug war?

Und wenn ich mir selbst nicht genug bin, wie könnte ich DIR jemals genügen?




2 Kommentare:

  1. Wow.
    Mal wieder hast du mich zum Nachdenken gebracht. Die Frage nach dem "bin ich gut genug?" beschäftigt mich schon lange. Den Aspekt, sich dabei selbst nicht gut genug zu sein, hab ich so ehrlich und unausgeschmückt wie du ihn beschrieben hast, noch nicht betrachtet..

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  2. Danke für den Gedankenanstoß! Jetzt hab auch ich wieder was zum grübeln, was mich vielleicht von eigenen Problemen anblenkt ;)
    Richtig schöner Blog, übrigens. Deine Bücherliste hat meine individuelle Bücher-Wunschliste noch mal um einges verlängert.

    Liebe Grüße!

    http://www.chapters-till-infinity.com/

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