Nähe.

Ich weiß, du magst mich auch sehr gern - mit etwas Abstand versehen.

Nähe - es ist nur so ein winziges Wort und sagt doch so viel aus. Kein Abstand sondern Nähe.
Dabei wäre manches so viel leichter, wenn man nur ein wenig Distanz einhalten könnte. Denn dann wäre, all jenes was mit Nähe verbunden ist, überflüssig. Wenn man einen gewissen Abstand behält, bleibt man nicht ganz so angreifbar für Emotionen und alles, was sie nach sich ziehen.
Wenn man auf Abstand bleibt, ist es zudem auch einfacher den Blick für das wesentliche nicht zu verlieren.

Andererseits braucht der Mensch Nähe. Ich brauche Nähe. Jeder braucht irgendwie und irgendwo und irgendwann ein bisschen Nähe. Zuwendung. Zuneigung. Zusammenhalt. Man muss sich auch mal fallen lassen und hingeben. Was aber unweigerlich bedeutet, dass Gefühle im Spiel sind. Die Nähe die ich wollte hat mich angreifbar und verletzlich gemacht.
Ich habe es versucht und bin doch gescheitert. Und jetzt will ich bevorzugt niemanden in mein Leben lassen. Ich lerne jemanden kenne und bekomme im selben Moment unglaublich große Panik. Panik, jemand könnte mir erneut sehr am Herzen liegen, nah sein. Panik ich könnte einer anderen Person am Herzen liegen und nah sein. Panik, denn käme eine neue Person in mein Leben, müsste ich aufhören an dich zu denken. Panik, weil ich loslassen müsste, die Vergangenheit ruhen lassen müsste. Panik, weil ich endlich den Absprung schaffen müsste. Panik, denn was ist, wenn ich mich täusche. Ich Platz für jemanden einräume den ich nicht kenne, der mich letztendlich wieder enttäuscht. Wie kommt es, dass man sich so oft in Menschen täuscht, Menschen falsch einschätzt. Und obwohl ich zu dieser Erkenntnis komme, fällt es schwer loszulassen. Denn ich möchte die Hoffnung noch nicht ganz über Bord werfen. Ich versuche dir nachzulaufen und kann doch nicht Schritt halten.
Wir haben so viel verloren und das alles weil ich ein Stück mehr Nähe wollte. Nähe die du nicht geben wolltest und konntest. Mit jedem Stückchen Nähe, das ich einfordern wollte, indem ich dir noch näher auf die Pelle gerückt bin, hast du dich einen weiteren Schritt von mir entfernt.
Aber selbst wenn ich Freiraum lasse, gelingt es mir nicht die Differenzen zu überwinden. Es fällt mir schwer mit ihr zu leben, denn oftmals habe ich selbst das Gefühl, dass mich zuviel Nähe erdrücken könnte, mir die Luft zum Atmen nimmt. Aber ohne geht es schließlich auch nicht.

Wo also liegt die Grenze zwischen zuviel und zuwenig Nähe?



Nähe des Geliebten
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh' ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O, wärst du da!
(Johann Wolfgang von Goethe)




3 Uhr 53 Minuten 35 Sekunden

Warum kann man die Zeit nicht anhalten,
warum nicht zurück drehen
und warum keine Momente überspringen?
Warum bin ich immer noch hier
und nicht mehr bei dir?  
Warum bin ich hier
und du dort?
Die Zeit geht weiter
und ich bleibe stehen,
bleibe irgendwie kleben
am nicht so rechten Fleck.
Ich fühle mich irreal,
unwirklich
und nicht existent,
denn zu existieren habe ich
schon vor einer Weile aufgegeben. 

Ich sitze am Tisch
und sehe von oben auf mich herab
und frage mich
warum ich überhaupt
- zum Teufel -
an einem Tisch sitze. 
 So ganz ohne dich ?!

Ich möchte das Haus nicht verlassen,  
 denn ich könnte dir begegnen. 

Ich möchte das Haus verlassen,
denn ich könnte dir begegnen.

Über das Vermissen.

(Hier müsste eigentlich das Video von Klee mit 'Meilenweit' stehen)

Es gibt Momente im Leben, da ist alles gut.
Es gibt aber auch jene anderen Momente...
...da vermisse ich Menschen, Situationen, Dinge, Gemeinsamkeiten, gemeinsam sein, Kleinigkeiten, die kleinen Momente, die im richtigen Augenblick perfekt sind.
Ich vermisse die Heimat, obwohl ich mitten drin bin. Vermisse die Stille, wenn ich mich in einem lärmenden Raum befinde und wünsche mich aus meinem leisen Zimmer zurück in eine überfüllte und laute Menge, um nicht meinen eigenen Herzschlag hören zu müssen.
Es gibt Momente, in denen in einer Sekunde unendlich viel passiert, dass meinem Kopf kein Gedanke bleibt um zu vermissen. Und dann kommen Momente, in denen mein Kopf explodiert und mein Herz zerspringt. In denen so einiges zu viel wird und  manches nicht reicht.
In denen ich mich in die Vergangenheit zurück wünsche. Fest stecke und fest halte, stehen bleibe und nicht weiter komme.
Momente in denen ich mich rastlos fühle und gleichzeitig so ratlos. Fremd und unerkannt in der Mitte von Freunden.
Ich vermisse Halt und die geregelte Ordnung, wenn in mir drin nur Chaos herrscht. Ich will nicht weiter und stets davon laufen. Ich will sagen können: 'Ich bin angekommen, ich geh nicht mehr weg!'
Ich will nicht aufstehen, wenn der Tag keinen Sinn ergibt. Ich will das Unwetter in mir beseitigen, Gedanken verbannen und das 'Vermissen' auslöschen.
Ich will Lustiges nicht nur mit mir selbst teilen müssen.
Mein Herz schreit...und ich - schweig' !

Ich will nicht mehr vermissen müssen, auch wenn ich stets das Vermissen missen müsste.